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Davut Sidal - ISKA-Europa Vize-Präsident (Quelle: iska-germany.eu)
31.03.2020 // Tobias Gerold
// DAVUT SIDAL: „WIR SITZEN ALLE IN EINEM BOOT.“
// Exklusiv-Interview mit dem Europa-Vizepräsidenten der ISKA

Der Corona-Virus ist aktuell DAS Thema weltweit. Auch die Sportwelt wurde hier besonders hart getroffen, denn einige Events, die bereits einen festen Platz hatten, mussten kurzfristig abgesagt werden, was für einige Veranstalter gerade in finanzieller Hinsicht alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Aus diesem Grund starten wir heute unsere Interview-Serie mit Veranstaltern und Aktiven. Den Auftakt macht ISKA-Europa-Vizepräsident Davut Sidal aus Augsburg.

fight24: Hallo Davut. Der Corona-Virus hält aktuell alle in Atem und hat vor keinem Halt gemacht. Veranstalter, Kämpfer, Ausrüster und auch Verbände sind aktuell schwer getroffen. Wie hast du die ersten Anzeichen wahrgenommen?
Hallo an das Team von fight24 und die Community. Empfunden habe ich die Geschehnisse der letzten Wochen wie einen schlechten Traum. Wir fühlen uns, gerade hier in Deutschland, sehr sicher, so eine Krise, wie wir sie jetzt haben, war für kaum jemanden vorstellbar. Nun sitzen wir alle im selben Boot und müssen sehen, wie wir alle möglichst unbeschadet durch diese Zeit kommen.

Bei der ISKA mussten u.a. die Weltmeisterschaften in Orlando sowie die U.S. Open (größter Kampfsport-Event weltweit, Anm. der Redaktion) gestrichen werden. Können diese Events in dieser Form nachgeholt werden und gibt es vielleicht auch schon Termine dazu?
Ich finde es falsch, jetzt über Events oder Weltmeisterschaften für 2020 nachzudenken. Ich sehe auch immer noch Posts, in denen nach Kämpfern gesucht wird. Die Menschen haben gerade andere Sorgen, sei es um die Gesundheit, um die Familie, um den Job oder die Zukunft. Da rückt der Sport, eine WM oder Events für mich weit in den Hintergrund. Ich halte eine WM in diesem Jahr für nicht richtig. Die Sportler sind psychisch und physisch derzeit nicht in der Lage, die meisten sind mit der Erhaltung des Jobs beschäftigt. Zu solchen Investitionen, sowohl die Zeit als auch die finanziellen Mittel betreffend, wird diesem Jahr kaum jemand mehr in der Lage sein. Unser Fokus liegt derzeit ganz klar bei unseren Mitgliedern hier in Deutschland und deren bestmöglichen Unterstützung in dieser Zeit.

Kampfsportschulen sind geschlossen und in der Not sind einige erfinderisch geworden und bieten Online-Training oder Online-Kurse an bzw. unterstützen sich untereinander. Mitglieder unterstützen die Studiobetreiber – man spürt den Zusammenhalt. Wie wichtig sind solche Aktionen in deinen Augen?
Genau genommen haben die Sportschulen keine andere Wahl, wenn sie die Krise überstehen wollen. Es ist mehr als eine Sportschule, in der man 3 Woche zum Training geht. Da geht es um Mieten und Kredite, es hängen Existenzen dran, viele der Trainer haben sich vor Jahren entschieden, den Job an den Nagel zu hängen, um für ihre Schüler und Kämpfer da zu sein. Nun müssen die Mitglieder ihr Gym und ihren Trainer unterstützen.

Man kann in dieser Situation nichts anderes tun, als gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Ob es die Mitglieder sind, die ihre Sportschule mit der Zahlung der Beiträge weiter unterstützen und so sicherstellen, dass diese nach der Krise wiedereröffnen können, oder die Trainer und Coaches, die sofort reagiert haben und entsprechend der Situation umorganisiert haben.

Einige organisieren neben Online-Trainingseinheiten auch Nachbarschaftshilfe für Personen, die Risikogruppen angehören, und erledigen Einkäufe statt dem üblich stattfindenden Training. Not macht erfinderisch und es ist jetzt mehr denn je erforderlich, dass alle zusammenhelfen. Wir versuchen, unsere Mitglieder bestmöglich zu unterstützen. Alle relevanten Informationen sortieren und bündeln wir seit Tag 1 der Krise und geben diese auf direktem Weg über unseren ISKA Germany Facebook-Account an unsere Mitglieder weiter.

Mit heutigem Stand: was glaubst du bis wann sich die Lage halbwegs wieder "normalisiert" hat und man Events wieder planen bzw. auch durchführen wird können?
Wir denken in dieser Situation nicht an Events, an Unterhaltung. Turniere sind sportliche Wettkämpfe. Es gibt im Leben Wichtigeres. Die Menschen kämpfen derzeit um die Erhaltung ihres Jobs oder ihrer Existenz. Sport, Hobby, ein Turnier oder ein Event rückt, wie bereits erwähnt, in den Hintergrund. Wir sind angesichts der Expertenaussagen, die von einem möglichen Zeitraum von 9 Monaten bis zu 2 Jahren sprechen, jetzt nicht damit beschäftigt, Pläne zu machen für etwas, das nicht planbar ist.

Uns ist bewusst, dass es nach so einer Zeit auch für Sportler schwierig wird, die gewohnte Leistung abzurufen, zu alter Form zurück zu finden und es organisatorisch eine große Herausforderung wird, alles nachzuholen, aber auch dafür werden wir zu gegebener Zeit Lösungen finden.

Auch wir als Unternehmer versuchen zu unterstützen, dass die Sportler im Training bleiben, wir geben Steckmatten mit knapp kalkuliertem Gewinn in geringer Stückzahl an Sportler ab, um die Möglichkeiten, von zu Hause aus zu trainieren, zu verbessern.

Davut, wir danken dir, dass du dir in diesem nicht einfachen Moment die Zeit genommen hast. Bleib gesund und bis zum nächsten Event.
Ich danke Euch, bleibt auch ihr gesund. Das ist während aller Schwierigkeiten, welchen wir derzeit gegenüberstehen, das Wichtigste. Ich freue mich alle nach dieser Zeit gesund und fit wiederzusehen, damit wir da weiter machen können, wo wir aufhören mussten. Das ist unser einziges Ziel, das wir für 2020 haben. In diesem Sinne, bleibt gesund und passt auf Euch auf. Bis bald.

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